Shared Leadership im Kontext moderner Führung
Geteilte Arbeit und gemeinsame Entscheidungen in der Führungsetage? Als Duo oder Trio geteilte Führungsrollen? Das war früher in vielen Unternehmen undenkbar. Heute hat sich diese Ansicht verändert. Die traditionelle Führungskraft, die alleine die Entscheidungen trifft und die Richtung vorgibt, hat in vielen Unternehmen ausgedient. Der Fokus verlagert sich hin zu geteilter Führung, bei der nicht eine einzige Person die Verantwortung trägt, sondern mehrere Personen zusammenarbeiten, um gemeinsam die Unternehmensziele zu erreichen. Dieser Ansatz wird auch als Co-Leadership oder transformationale Führung bezeichnet und bedeutet einen echten Paradigmenwechsel für Mitarbeiter, Teams und Management. Eine häufige Variante ist die zu zweit geteilte Führung, bei der sich beispielsweise zwei Führungskräfte mit unterschiedlichem Schwerpunkt die Geschäftsführung teilen.
Transformationaler Führungsstil vs. Transaktionale Führung
Das Konzept des Co-Leadership und die traditionelle, die sogenannte „transaktionale Führung“, repräsentieren zwei entgegengesetzte Ansätze der Führung, die auf verschiedenen Grundprinzipien basieren. Die geteilte Führung setzt auf teambasierte Ansätze und intrinsische Motivation, also auf eine Befriedigung, die aus der gemeinschaftlichen Tätigkeit selbst entsteht. Der transaktionale Führungsstil wiederum beruht in den meisten Organisationen auf individueller Leistungsfokussierung und in erster Linie auf extrinsischer Motivation in Form von Belohnungen als Arbeitsanreiz. Ein Unternehmen kann jedoch Elemente beider Ansätze klug kombinieren, um einen ausgewogenen Führungsstil zu schaffen, der sowohl individuelle Leistung als auch gemeinsame Verantwortung berücksichtigt.
Voraussetzungen transformationaler Führung
Um Co-Leadership erfolgreich im eigenen Unternehmen zu implementieren, bedarf es bestimmter Voraussetzungen. Zunächst braucht es organisatorische Offenheit für neue Führungsmodelle. Dies bedeutet, dass die Unternehmenskultur Veränderungen unterstützen und Innovation fördern muss. Führungskräfte müssen zudem bereit sein, Macht und Verantwortung zu teilen. Traditionell strukturierte Organisationen neigen dazu, Entscheidungsbefugnisse in den oberen Ebenen zu konzentrieren. Die transformationale Führung erfordert jedoch, dass die einzelne Führungskraft ihre Kontrollmechanismen lockert und Vertrauen in ihre direkten Kollegen und in ihr Team setzt.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Entwicklung einer gemeinsamen Vision und klar definierter Ziele. Die geteilte Führung funktioniert am besten, wenn alle Teammitglieder und die jeweilige Führungskraft dasselbe Ziel vor Augen haben. Dies erfordert eine offene Kommunikation und kontinuierlichen Dialog, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten auf dem gleichen Weg sind. Die grundsätzliche Fähigkeit zur kooperativen Entscheidungsfindung ist ebenfalls entscheidend. Transformationale Führung bedeutet, dass Entscheidungen gemeinsam getroffen werden. Die Führungskraft, die als Teil eines Co-Leadership-Teams agiert, muss lernen, unterschiedliche Perspektiven zu integrieren und die Verantwortung für Entscheidungen zu teilen, um die besten Ergebnisse zu erzielen.
Vorteile von Shared Leadership
Shared Leadership bietet verschiedene Vorteile. Und trägt maßgeblich zur Agilität und Innovationskraft eines Unternehmens bei. Durch die Verteilung von Verantwortung werden häufig ausgewogenere und dadurch tragfähigere Entscheidungen getroffen, da unterschiedliche Perspektiven Berücksichtigung finden. Das gegenseitige Sparring bietet etwa einem Leadership-Duo die Möglichkeit, sich stetig weiterzuentwickeln. Auch ins Team überträgt sich das: Hier führt die geteilte Verantwortung oft zu einer höheren Zufriedenheit der Mitarbeiter, da sie sich durch den kooperativen Charakter der Führung in richtungsweisende Prozesse einbezogen fühlen. Die transformationale Führung durch Co-Leader trägt im besten Fall sogar zur Entwicklung von Mitarbeiterkompetenzen bei: Indem das Team in Entscheidungsfindungen eingebunden wird, haben Mitarbeiter die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten zu erweitern und ihre Eigenverantwortung zu stärken. Die Kreativität und sowie die Vielfalt der Lösungsansätze nehmen grundsätzlich zu, wenn auf kollektive Intelligenz gesetzt wird. Insbesondere Arbeitnehmer der Generation Z lehnen die alten, starren Hierarchien ab und empfinden Unternehmen, in denen der transformationale Führungsstil gelebt wird, als weitaus moderner und eben auch attraktiver.
Ein weiterer Vorteil des Co-Leadership liegt in der Anpassungsfähigkeit an Veränderungen. In einer Welt, die sich immer schneller wandelt, ist Flexibilität ein entscheidender Erfolgsfaktor. Geteilte Führung ermöglicht Unternehmen agile Reaktionen auf neue Anforderungen und Herausforderungen, da Entscheidungen oft schneller getroffen und im Konsens umgesetzt werden können.
Praktische Umsetzung von Shared Leadership im Alltag
Die Implementierung von Shared Leadership erfordert eine klare Struktur und ebenso klare Kommunikationswege für jede beteiligte Führungskraft. Dafür müssen vor allem Aufgaben, Rollen und Verantwortlichkeiten definiert werden – damit alle Beteiligten wissen, was geht und was nicht. Klare Richtlinien tragen dazu bei, Missverständnisse zu vermeiden und die Effizienz der Zusammenarbeit zu steigern.
Eine offene Kommunikationskultur ist entscheidend, um Meinungsverschiedenheiten konstruktiv zu bewältigen. Dies wird durch regelmäßige Teammeetings und die Formulierung eindeutiger Zielsetzungen erreicht. Darüber hinaus ist es wichtig, dass auch kritisches Feedback gegeben werden kann – und angenommen wird. So lässt sich die geteilte Führung kontinuierlich evaluieren und gegebenenfalls auch anpassen.
Jobsharing als Element von Shared Leadership
Ein innovativer Ansatz, um Shared Leadership zu fördern, ist Jobsharing. Hier teilen sich in der Regel zwei Führungskräfte in Teilzeit eine Vollzeit-Führungsposition, wodurch unterschiedliche Kompetenzen und Perspektiven zusammengebracht werden. Dies fördert nicht nur die Zusammenarbeit, sondern ermöglicht es auch, flexibel auf Herausforderungen zu reagieren. Jobsharing ist somit nicht nur ein Modell für flexible Arbeitszeiten und eine verbesserte Work-Life-Balance im Sinne der Entlastung, sondern auch ein Weg, um die Prinzipien der geteilten Führung zu etablieren.
Die Bedeutung von New Leadership in agilen Organisationen
Die transformationale Führung ist ein integraler Bestandteil des sogenannten „New Leadership“. In agilen Organisationen, die sich durch Flexibilität und Anpassungsfähigkeit auszeichnen, wird geteilte Führung als essenziell betrachtet. Hier steht nicht mehr die Position im Hierarchiegefüge im Vordergrund, sondern die Fähigkeit einer Führungskraft, über agile Führung die Teams zu inspirieren und Veränderungen aktiv mitzugestalten.
Eine transformationale Führung, die durch Empathie und Visionen andere aktivieren kann und so die Motivation und Produktivität steigern kann, wird in modernen, agilen Unternehmen zur Schlüsselkomponente.
Fazit: Shared Leadership als Weg in die Zukunft
Die Einführung von Shared Leadership erfordert einen grundlegenden kulturellen Wandel in Unternehmen, weg von hierarchischen Strukturen hin zu flexiblen und kooperativen Modellen. Die Vorteile dieses Ansatzes sind jedoch evident. Er bringt ausgewogene Entscheidungsprozesse, eine höhere Mitarbeitermotivation und eine gesteigerte Innovationskraft mit sich.
Die praktische Umsetzung erfordert klare Strukturen und definierte Rollen, offene Kommunikation und die Bereitschaft der Führungskraft, Verantwortung zu teilen. Unternehmen, die diesen Weg gehen, sind auf Sicht nicht nur resilienter, sondern auch gestärkt für die eigene Zukunft, weil sie agiler mit Veränderungen umgehen können. Co-Leadership ist damit mehr als ein Führungskonzept: Es ist eine Antwort auf die Herausforderungen einer sich ständig verändernden Geschäftswelt.
Übrigens: Auch bei HAPEKO findet Co-Leadership Anwendung, und zwar in der Geschäftsführung: Tania Venema ist kaufmännische Geschäftsführerin, während Arne Kaiser als Geschäftsführer zuständig für das marktseitige Geschäft ist.
Hinweis: In diesem Text wird die männliche Form für personenbezogene Hauptwörter benutzt (z.B. „Mitarbeiter“). Dies dient allein dem Lesefluss, es sind alle Geschlechter gemeint.
Fränzi Kühne, Digital-Vorstand bei Edding, über ihr persönliches Job-Tandem: https://www.n-tv.de/wirtschaft...