Die Videobewerbung: Geschichte und Status Quo

Die Bewerbung mit der Kamera ist kein völlig neues Phänomen, sondern hat ihre Wurzeln bereits in den frühen 2000er Jahren, als Unternehmen begannen, zunehmend auf digitale Kanäle zu setzen. Besonders im Bereich der kreativen und medienaffinen Berufe, wie etwa im Marketing oder in der Werbung, fand das Bewerbungsvideo seine Verbreitung. Zu dieser Zeit waren es vor allem Bewerber, die sich durch innovative, unkonventionelle Bewerbungen von der Masse abheben wollten und deshalb anfingen, kurze Videos zu drehen.

Mit der zunehmenden Digitalisierung und dem Aufstieg von Plattformen wie YouTube, LinkedIn oder Instagram gewann die Videobewerbung immer mehr an Bedeutung. Diese Kanäle ermöglichten es Bewerbern, sich auch visuell zu präsentieren und die eigene Persönlichkeit durch Bild und Ton zu vermitteln. So wurde das Bewerbungsvideo von einer eher alternativen Bewerbungsform zu einer immer häufiger genutzten Möglichkeit der professionellen Präsentation, die heute in vielen Branchen einen festen Platz hat.

Mittlerweile hat sich das Video von einem Nischenphänomen zu einem etablierten Bestandteil des Bewerbungsprozesses entwickelt. Eine Umfrage zeigt, dass viele Personaler Bewerbungsvideos inzwischen als äußerst hilfreich empfinden, um sich ein besseres Bild von der Persönlichkeit und den Soft Skills eines Bewerbers zu machen. Laut einer Studie von Persoblogger geben 25 % der befragten Recruiter an, dass sie durch ein Bewerbungsvideo einen deutlich besseren Eindruck von der Eignung eines Kandidaten gewinnen können(1). Ein solches Video, als fester Bestandteil der Bewerbungsunterlagen eingereicht, macht es Bewerbern möglich, nicht nur ihre fachlichen Qualifikationen darzustellen, sondern auch mit ihrer Persönlichkeit zu punkten. Das Bewerbungsvideo gibt Bewerbern die Gelegenheit, ihre Soft Skills, neben der fachlichen Qualifikation immer wichtiger für den Job, auf authentische Weise zu vermitteln.

Bewerbungsvideo vs. traditionelle Bewerbung

Doch wie weit kann das Bewerbungsvideo traditionelle Bewerbungsunterlagen oder auch ein persönliches Vorstellungsgespräch ersetzen? Trotz der steigenden Nachfrage nach solchen Videos bleibt die klassische Bewerbung mit Lebenslauf und Anschreiben sowie darauf folgendem Interview weiterhin weit verbreitet. Viele Bewerber stehen vor der Entscheidung, ob sie auf das Bewerbungsvideo setzen oder lieber den sicheren Weg über das konventionelle Paket, bestehend aus Lebenslauf und Anschreiben, gehen sollten. In unserem Artikel „Bewerbung heute: Mit oder ohne Anschreiben?“ gehen wir auf diese Entscheidung ein und erklären, in welchen Fällen das Anschreiben nach wie vor seine Berechtigung hat.

Ein weiterer Aspekt, der eher gegen das Bewerbungsvideo spricht, ist der Aufwand. Während ein Bewerbungsanschreiben relativ schnell verfasst werden kann, erfordert ein gut gemachtes Bewerbungsvideo nicht nur technische Kenntnisse, sondern auch eine sorgfältige Vorbereitung. Besonders Bewerber, die sich nicht sicher in der Videoproduktion fühlen oder keine entsprechende Ausrüstung haben, könnte der Aufwand abschrecken. Auf der anderen Seite gibt es mittlerweile zahlreiche Tools und Plattformen, die es ermöglichen, professionelle Bewerbungsvideos zu erstellen, ohne Expertise in der Videoproduktion zu haben. Auch mit Smartphones der jüngeren Generation lassen sich Videos auf gutem Niveau drehen - eine solche Aufnahme dürfte insbesondere für jüngere Jobsuchende, die mit digitalen Medien aufgewachsen sind, machbar sein.

Die Vorteile einer Videobewerbung

Bewerbungsvideos bieten Vorteile im Bewerbungsprozess. Sie ermöglichen es, direkt die eigene Persönlichkeit und Stärken und einen kreativen Ansatz zu zeigen. Der visuelle Aspekt von Videos hilft, wichtige Informationen und das eigene Auftreten effektiv zu präsentieren. Mit einem Bewerbungsvideo können Bewerber zeigen, wie sie kreativ mit Herausforderungen umgehen und welche auch für den Job wichtigen Erfahrungen sie auszeichnen.

Bewerbungsvideo als Teil der Bewerbungsunterlagen

Das Bewerbungsvideo sollte in Branchen oder für Stellen, denen dies zielführend ist, etwa in Kreation, Medien oder im Agentur-Umfeld, als ergänzender Bestandteil der Bewerbungsunterlagen betrachtet werden. Es sollte die gleiche Botschaft wie Anschreiben und Lebenslauf übermitteln und diese unterstreichen. Videos, die den Anforderungen und Erwartungen des Arbeitgebers gerecht werden, können optimal die eigenen Qualifikationen und die persönliche Eignung für die Stelle zeigen.

Technische Aspekte der Videobewerbung

Vor dem Dreh eines Bewerbungsvideos sollten Bewerber die technischen Anforderungen kennen. Eine gute Kamera oder ein hochwertiges Smartphone reichen oft aus, um ein professionelles Video zu erstellen. Mit einem ruhigen Hintergrund und mit Hilfe spezieller Video-Tools kann recht schnell ein hochwertiges Bewerbungsvideo erstellt werden, das die eigenen Fähigkeiten überzeugend präsentiert. Auch Sound und Beleuchtung spielen eine wichtige Rolle, um einen klaren und professionellen Eindruck zu hinterlassen.

Optimale Dauer und Fehlervermeidung

Ein Bewerbungsvideo sollte zwischen einer und zwei Minuten dauern, um die Aufmerksamkeit des Zuschauers zu halten und zugleich alle wichtigen Punkte abzudecken. Häufige Fehler, wie ein unpassender Hintergrund oder schlechte Tonqualität, können vermieden werden, indem das Video sorgfältig geplant, geprüft und im Zweifel mehrfach gedreht wird, bis die Qualität stimmt.

Die Zukunft des Bewerbungsvideos

Trotz dieser Herausforderungen lässt sich feststellen: Das Bewerbungsvideo hat das Potenzial, in der Zukunft zu einem Standard zu werden. Die Digitalisierung der Arbeitswelt und die zunehmende Bedeutung von Social Media und Online-Kommunikation machen es immer wichtiger, sich auf neuen Kanälen und in neuen Formaten zu präsentieren. Wer schon heute die Möglichkeit nutzt, sich mit einem Bewerbungsvideo vorzustellen, kann nicht nur bei Personalern punkten, sondern auch seine eigene digitale Kompetenz unter Beweis stellen. Die Voraussetzung dafür ist ein überzeugender Inhalt. Werden im Video für das Unternehmen relevante Fragen beantwortet? Etwa nach der persönlichen Eignung für die ausgeschriebene Stelle? Stimmen Hintergrund, das eigene Erscheinungsbild und die Länge der Aufnahme?

Für Unternehmen wiederum bieten Bewerbungsvideos eine einfache Möglichkeit, sich einen ersten Eindruck von einem Bewerber zu verschaffen. Die audiovisuelle Darstellung eines Kandidaten hilft dabei, schneller und gezielter eine Entscheidung zu treffen. Dabei ist es jedoch entscheidend, dass die Unternehmen klare Vorgaben und Kriterien für das Bewerbungsvideo festlegen, um eine faire Bewertung zu gewährleisten.

Kreativität in der Videobewerbung nutzen

Ein wichtiger Aspekt, um im Wettbewerb herauszustechen, ist die kreative Gestaltung des Bewerbungsvideos. Kreative Ideen helfen dabei, die Message ansprechend zu präsentieren und dem Arbeitgeber zu zeigen, warum man der ideale Kandidat für die Stelle ist. Dabei sollte jeder kreative Ansatz stets die für den Job relevanten Fähigkeiten und Erfahrungen in den Vordergrund stellen.

Fazit: Ein Trend, der bleibt?

Das Bewerbungsvideo hat sich in den letzten Jahren von einem Trend zu einem etablierten Bestandteil des Bewerbungsprozesses entwickelt. Zwar wird es den klassischen Bewerbungsweg nicht vollständig ersetzen, aber zunehmend als ergänzendes Element genutzt werden. Wer sich dafür entscheidet, ein Bewerbungsvideo zu drehen, sollte jedoch sicherstellen, dass es authentisch und professionell wirkt, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.

In Zukunft könnte das Bewerbungsvideo in vielen Bereichen sogar zum Standard werden – insbesondere dort, wo Kommunikations- und Präsentationsfähigkeiten von großer Bedeutung sind. Wer jetzt schon mit dem Medium experimentiert, kann sich einen Vorteil verschaffen und sich optimal auf den Bewerbungsprozess der Zukunft vorbereiten.

Hinweis: In diesem Text wird die männliche Form für personenbezogene Hauptwörter benutzt (z.B. „der Kandidat“, „der Personalentscheider“). Dies dient allein dem Lesefluss, es sind alle Geschlechter gemeint.

Quellen: 

1: Studie von Persoblogger:  https://persoblogger.de/2020/03/30/videobewerbung-was-personaler-und-bewerber-darueber-denken-studien#:~:text=Die%20befragten%20Recruiter%20geben%20zu,Eindruck%20des%20Kandidaten%20zu%20bekommen.&text=Bemerkenswert%20ist%2C%20dass%2025%25%20der,ein%20Bewerber%20ins%20Unternehmen%20passt (zuletzt abgerufen am 25.02.2025)

Karrierebibel.de: Bewerbungsvideo: 10 Tipps zu Inhalt, Technik & Formaten (zuletzt abgerufen am 25.02.2025)

Workwise.io: Videobewerbung: So überzeugst du Personaler (zuletzt abgerufen am 25.02.2025)

Stepstone.de: Bewerbungsvideo - 6 Kniffe zum perfekten Shoot (zuletzt abgerufen am 25.02.2025)